Erste Erntehelfer in Baden gelandet
Rheinmünster (fuv/ml) – Um die Spargel- und Erdbeerernte auch während der Corona-Krise sicherstellen zu können, darf ein Kontingent von Erntehelfern aus Rumänien einreisen, die ersten kamen nun an.

Ein Selfie aus einer ungewöhnlichen Zeit: Die ersten Erntehelfer beim Verlassen des Fliegers. Foto: Frank Vetter
Gründonnerstag, 14.49 Uhr: Endlich ist es soweit, die erste Boing 737 mit 108 sehnlichst erwarteten rumänischen Erntehelfer landet mit 50-minütiger Verspätung auf dem Baden Airport.
Unter den Augen und vor den Objektiven von Fernsehteams und Pressefotografen wird die Bugtüre des Jets geöffnet, die ersten Passagiere treten auf die Treppe – allesamt mit Mund-und Nasenschutz ausgestattet. Die Vorsichtsmaßnahmen wegen des Coronavirus sind umfangreich. Bereits im Flugzeug müssen die Männer und Frauen einen Fragebogen ausfüllen, wie Martin Stiebitz, Bereitschaftsleiter des Deutschen Roten Kreuzes Bühl-Achern, erläutert. Der Kreisverband unterstützt das Gesundheitsamt des Landkreises Rastatt bei den medizinischen Kontrollen.
Medizinische Kontrollen auf dem Vorfeld
Sie finden auf dem Vorfeld unter freiem Himmel statt - auch eine Vorsichtsmaßnahme. Bei allen Einreisenden wird Fieber gemessen und sie werden von Ärzten auf Erkältungssymptome hin untersucht, so Stiebitz. Wenn der Arzt grünes Licht gibt, erfolgt die Einreisekontrolle durch die Bundespolizei. Die hat gemäß einer Vereinbarung zwischen der Polizei und dem Bauernverband bereits vor der Landung die Namen auf der Passagierliste erhalten und sie mit den Personen abgeglichen, die von den Betrieben angefordert wurden. So wird sichergestellt, dass wirklich nur die angeforderten Arbeitskräfte einreisen. Im Terminal müssen die Ankommenden dann die übliche Einreisekontrolle hinter sich bringen, ehe sie den Sicherheitsbereich verlassen können.
Vor dem Terminal warten die Landwirte aus Baden und der Pfalz auf „ihre Leute“. Wie Stefan Weingärtner aus Hirschberg an der Bergstraße. 67 Erntehelfer erwartet er. „Alles Stammpersonal“, betont der Betreiber eines Familienbetriebs. Dass die Möglichkeit geschaffen worden sei, die Erntehelfer doch nach Deutschland zu holen, findet er gut. Das Prozedere habe allerdings Nerven gekostet. „Wir sind lange hingehalten worden“, berichtet Weingärtner. Täglich habe es neue Formulare gegeben. Schließlich seien es fünf oder sechs pro Mitarbeiter gewesen. Für ihn komme hinzu, dass jeder Flughafen wohl sein eigenes Einreiseprozedere habe. Bis die Flüge endlich in trockenen Tüchern waren, mussten auch einige Hürden überwunden werden. Buchen, stornieren, wieder buchen. Als dann Rumänien den militärischen Notstand ausgerufen habe, sei alles noch komplizierter geworden. Es sei strapaziös. Aber: „Wir geben nicht auf“, lacht Weingärtner etwas gequält, während er neben dem Bus wartet.

Martin Stiebitz, Bereitschaftsleiter des Deutschen Roten Kreuzes Bühl-Achern, erläutert Journalisten das medizinische Prozedere. Foto: Frank Vetter
Michael Zapf aus Kandel in der Pfalz steht mit seiner Schwester Silke Fried in der Ankunftshalle und wartet. Zwischen 50 und 60 ausländische Helfer beschäftigt der Obst- und Spargelbauer jedes Jahr. Auch er beklagt die Bürokratie. Seine Schwester gibt jedoch zu bedenken, dass schließlich alle Stellen, Ämter und Behörden überrannt worden seien. Jedenfalls ist auch Michael Zapf „sehr, sehr froh“, dass die Rumänen nun doch kommen können. Etwas Positives hat der Helfermangel in seinen Augen auch gehabt. Er habe nun deutsche Helfer beim Spargelstechen eingesetzt und sei sehr positiv überrascht worden. „Wir haben 20 deutsche Mitarbeiter gewonnen.“
Geduld ist gefragt
Ende gut, alles gut? Das Ende der Aktion zog sich hinaus. Warten war angesagt auf dem Baden-Airport. Die erste Maschine abgesagt, die zweite mit Verspätung angekündigt. Zunächst warten die Medienvertreter vor dem Terminal, dann geht es für Fotografen und TV-Teams auf die Zuschauertribüne des Flughafens. Die Sonne hat schon Kraft. Kein Flieger in Sicht. Die Medienmenschen zücken die Mobiltelefone und aktivieren die Flightradar-App. Erfahrungen werden ausgetauscht. Dann endlich wird auf den Smartphones der kleine gelbe Flieger angezeigt, wie er sich dem Baden Airport nähert. Kameras ersetzen die Handys und endlich rattern die Fotoapparate und Kameras los. „Die Aktion wird sich wohl noch bis in den Abend hinziehen“, meint Dieter Hutt, Sprecher der Bundespolizeidirektion Offenburg, am späten Nachmittag – immerhin sind sieben Maschinen angekündigt. Am Freitagmorgen zieht er auf BT-Nachfrage eine positive Bilanz: Es gab keine Zwischenfälle, alle Erntehelfer durften einreisen.