Baden-Baden parkt digital
Baden-Baden (sga) – Ab sofort kann auch digital geparkt werden. Somit ist das Ziehen eines Tickets nicht mehr nötig: Die Kennzeichen werden von einer Kamera erfasst, dann wird abgerechnet.

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Sowohl ober- als auch unterirdisch möglich. Entweder das Kennzeichen wird in den Parkgaragen von einer Kamera erfasst, oder der Gemeindevollzugsdienst scannt die Nummernschilder auf Kurzparkplätzen selbst. Foto: Sarah Gallenberger
Wer künftig in die Kongresshausgarage am Augustaplatz fährt, muss an der Schranke nicht mehr das Fenster herunterkurbeln und auch kein Ticket mehr ziehen. Die Arbeit übernimmt stattdessen eine kleine Kamera, die das Parken nun digital ermöglicht. Ein Angebot, das jeder nutzen kann – aber keiner muss.
„Wir streichen nichts“, beteuert Stefan Güldner. Als Betriebsleiter der Parkgaragengesellschaft Baden-Baden (PGG) sei ihm durchaus bewusst, dass nicht jeder Mensch mit Handy, Apps und Co. umgehen kann oder will. Tickets können weiterhin an der Schranke gezogen und später am Automaten gezahlt werden. Die PGG erweitere lediglich ihr Serviceangebot – und springt damit auf einen Zug auf, der in anderen Städten schon längst Halt gemacht hat.
Was kann sich der Baden-Badener also unter digitalem Parken vorstellen? Das Prinzip ist laut Jean-Pierre Brasseler schnell, einfach und unkompliziert. Der Projektverantwortliche von der Firma EasyPark, die sich die PGG als Dienstleister für diesen Service ausgesucht hat, deutet auf kleine Kameras, die in der Kongresshausgarage die Kennzeichen erfassen. Fährt ein Auto vor, öffnet sich die Schranke – vorausgesetzt, man hat sich zuvor mit seinem Nummernschild in der App registriert. „Da muss man nicht mehr schauen, dass man nah genug an den Ticketautomaten gefahren ist, um sich eine Karte zu ziehen“, bemerkt Bürgermeister Alexander Uhlig. „Keine Dramen mehr, weil einem das Ticket aus der Hand fällt und man erst aussteigen muss, bevor es weitergeht.“ Und: Der Gang zum Kassenautomaten bleibt einem auch erspart. Denn wer wieder nach Hause will, fährt einfach an die Ausfahrt – und schwupps, geht die Schranke nach der Kennzeichenerfassung wieder selbst auf. Die einzige Voraussetzung: Der Autofahrer muss sich zuvor über sein Smartphone eine App herunterladen, registrieren und eine gewünschte Zahlungsart auswählen.
„Es muss sich niemand mehr aufregen“
Wer das gemacht hat, kann aber nicht nur in der Kongresshausgarage digital unterwegs sein. Auch das oberirdische Parken soll ab sofort einfacher werden: Der Fahrer stellt das Auto ab, loggt sich in die App ein und gibt an, wie lange er sein Pkw stehen lassen möchte. Bezahlt wird dann einfach digital. „Es muss sich niemand mehr aufregen, wenn er zu viel Kleingeld in den Automaten geschmissen hat“, freut sich Güldner über die Möglichkeit, auch unterwegs die Parkzeit anzupassen, „falls man dann doch mehr Zeit braucht“. Das gehe allerdings natürlich nicht endlos, denn „Kurzparker sollen auch Kurzparker bleiben“. Strafzettel gibt es übrigens trotzdem, auch wenn kein Ticket mehr im Auto liegt: Der Gemeindevollzugsdienst greift in diesen Fällen einfach in die Tasche, scannt mit dem Smartphone das Kennzeichen – und bekommt angezeigt, ob das Fahrzeug nur abgestellt oder auch per App eine Parkdauer eingestellt wurde.
Doch so schön das alles klingen mag: Die Idee ist nicht neu, hat sich stattdessen bereits in vielen verschiedenen Städten etabliert. Dass Baden-Baden deshalb nicht gerade als Vorreiter gilt, weiß auch Uhlig: „Das hat aber auch einen Grund.“ Gespräche darüber seien bereits viele geführt worden, auch Probeläufe habe es gegeben. „Da waren gute Angebote dabei“, so der Bürgermeister. Aber: „Wir wollten eine Lösung, die sowohl ober- als auch unterirdisch funktioniert.“ Diese sei nun gefunden worden und soll bald auch in den anderen Parkgaragen angeboten werden – auch in den privaten, sofern die Eigentümer mitspielen. Interessenten gebe es jedenfalls schon.